12.03.2024, 15:24
Reaktion auf Prandi-Freiwurf?
Der Handball-Weltverband IHF nimmt zum 01. Juli 2024 punktuell Änderungen im Regelwerk vor. Die Neufassung ist bereits veröffentlicht. Eine Klarstellung zur Ausführung des Freiwurfs dürfte aus aktuellem Anlass erfolgt sein.
Es war der wohl umstrittenste Freiwurf der Handball-Europameisterschaft: Elohim Prandi warf den späteren Europameister Frankreich im Halbfinale gegen Schweden mit einem direkten Freiwurf in die Verlängerung und legte damit den Grundstein für den Titelgewinn. Doch war der Treffer korrekt? Diese Frage wurde nach dem Spiel sowohl vor Ort als auch in den Sozialen Netzwerken heiß diskutiert.
Der Weltverband IHF reagiert nun und konkretisiert die Formulierung im Regelwerk. In 15:1 heißt es künftig, dass der Werfer "bei der Wurfausführung mit einem Teil desselben Fußes ununterbrochen den Boden berühren [muss], bis der Ball die Hand verlassen hat."
Mit dem Ausdruck "desselben Fußes", der die bisherige Formulierung "eines Fußes" ersetzt (im englische: "the same foot" statt „a foot“), sorgt der Weltverband für eine Klarstellung, die den Kern der Diskussion um den Prandi-Freiwurf trifft.
Das punktuell geänderte Regelwerk ist bereits vom IHF Council abgesegnet. "Die betreffenden Bestimmungen sind gelb markiert und treten am 1. Juli 2024 in Kraft", heißt es auf der Webseite des Weltverbands, wo die künftig gültige Version bereits zum Download verfügbar ist. Die Olympischen Spiele in Paris sind das erste Großturnier, wo die Änderungen umgesetzt werden.
Neben der Präzisierung zur Freiwurfausführung enthält die Neufassung unter anderem auch eine Veränderung bei der Reihenfolge im Siebenmeterwerfen sowie eine Klarstellung zum passiven Spiel. So wurde in Regel 7:12 ein Einschub eingefügt (kursiv gesetzt): "Wird von der angreifenden Mannschaft nach maximal 4 Pässen kein Torwurf ausgeführt, also, wenn der 5. Pass von einem Mitspieler angenommen wurde, wird auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft entschieden."
Auch in der Regel 8 kommt es zu Änderungen bzw. Ergänzungen. So werden beispielsweise den bisher vier Kriterien a-d in Regel 8:8 (Unsportliches Verhalten, das direkt mit einer Hinausstellung zu ahnden ist) vier weitere Punkte hinzugefügt:
e. deutliches Abspreizen oder Anheben eines bzw. beider Unterschenkel oder Füße mit dem Ziel, einen Pass oder Torwurf zu blocken/wegzuschlagen, was einen deutlichen Einfluss auf die Spielsituation zur Folge hat (siehe auch Regel 7:8 und 8:7e);
f. aktives Verhindern der Wurfausführung der gegnerischen Mannschaft und Nichteinhalten des 3-m-Abstands und/oder andere Regelverstöße, die die Ausführung des Wurfs verhindern;
g. der Versuch, die Schiedsrichter durch Simulieren hinsichtlich der Aktionen eines Gegenspielers zu täuschen, wenn nur in sehr geringem Maße oder gar kein Kontakt mit dem betreffenden Körperteil hergestellt worden ist, um eine Spielzeitunterbrechung oder eine unverdiente Strafe eines gegnerischen Spielers zu provozieren (siehe auch 8:7d);
h. Abwehren oder Fangen eines Wurfs auf ein leeres Tor durch einen Spieler, wenn dieser dabei den Torraum betritt.
Alle Änderungen im Regelwerk lassen sich im Dokument der IHF nachvollziehen (hier geht es zur deutschen Version). Bis die geänderte Version am 01.07.2024 in Kraft tritt, bleibt die aktuelle Version des Regelwerks gültig.
jun