20.01.2024, 12:48
Ein Ritual für die Mannschaft
Vor dem Anpfiff, nach den Auszeiten, zu Beginn der zweiten Halbzeit: Der Schlachtruf beim Handball gehört für viele Mannschaften zum Spiel dazu. Das Team steht in einem Kreis und feuert sich mit dem Ruf noch einmal gemeinsam an. Auch die deutschen Handballer haben für ihre Motivation eine Wendung gefunden: "Adler, flieg" schallte es durch die Arena.
"Wir waren auf der Suche, und dann kam Andi Wolff drauf, dass es ziemlich cool wäre. Wir haben es zwei, dreimal im Kreis getestet - es war richtig gut", so Christoph Steinert im Sportbuzzer zur Entstehung des Schlachtrufs. Dieser hatte für Irritationen bei den deutschen Skispringern sorgte, die sich seit Jahren als Adler sehen. Und auch in Österreich stecken angesichts des Bundeswappens Adler.
"Flieg, Adler" reiht sich in eine Reihe von deutschen Handball-Schlachtrufen: "Ganbaru" war zuletzt bis Olympia 2021 der Schlachtruf. Das Wort kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie "das Beste geben". Entstanden ist der Ruf im Sommer 2018 während einer Testspielreise nach Japan. Dieser hatte das fast schon legendäre "Bad Boys" abgelöst, das unter Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson geprägt wurde und während der EM 2016 zum Spitznamen des Teams avancierte.
Neben dem DHB-Team haben auch die anderen Nationen ihre eigenen Rituale. Der Schlachtruf wird im Team geprägt; ob er wechselt, hängt auch mit Erfolgen bzw. Misserfolgen zusammen. Im Gegenzug zu Deutschland vertraut Gastgeber Norwegen beispielsweise seit Jahren - bis auf eine kurze (erfolglose) Ausnahme - auf seinen Schlachtruf "Ubuntu". Bereits 2011 schnappte der damalige Nationalspieler Johannes Hippe das Zulu-Wort beim amerikanischen Basketball auf. Übersetzt heiße es "Menschenfreundlichkeit" - die Philosophie dahinter: "Ich bin, weil wir sind". Die Norweger übertrugen es in: "Wir stehen zusammen" (vi står sammen).
Hippe führte dieses Wort als Schlachtruf bei der norwegischen Nationalmannschaft ein, Trainer war damals Robert Hedin. 2015 wurden die Spieler es dann ein wenig leid, sie probierten es mit "ginga". Das kommt aus dem Portugiesischen und wird dort im Fußball verwendet. Es heißt "wackeln; die Norweger meinten "austanzen, auswackeln". Angewandt wurde dieser neue Schlachtruf 2016 in der EM-Qualifikation gegen Litauen. Das Spiel endete mit einer Drei-Tore-Niederlage - und eine weitere Chance bekam "Ginga" nicht. Zur WM 2017 gab es das Comeback von "Ubuntu". Es war ein erfolgreiches Comeback, das norwegische Team holte die Silbermedaille - und hält bis heute an "ubuntu" fest.
Die Geschichte des Schlachtrufs ist uralt, auch im Sport wird er seit einiger Zeit benutzt - das Haka der Neuseeländer im Rugby und das Huh der Isländer im Fußball sind dabei weltbekannt geworden. Das Hu kommt dabei auch im Handball zum Einsatz - und das nicht nur bei Island. Der Bergische HC hatte 2016 die "offizielle Freigabe" durch Islands Fußball-Kapitän Aron Gunnarsson bekommen, dem Bruder des für den BHC spielenden Arnór Þór Gunnarsson.