vor 1 Tag
Deutschlands Viertelfinal-Gegner im Fokus
Er ist gerade mal 19 Jahre alt und Portugals größte Handball-Hoffnung. Francisco Costa ist bereits in jungen Jahren zu einem erfolgreichen Spieler herangereift. Auch sein älterer Bruder Martim steht seinem Bruder in Sachen Talent kaum nach.
Portugal hat bei der Handball-WM für Aufsehen gesorgt und sich mit starken Leistungen erstmals in der Geschichte für das Viertelfinale qualifiziert. Besonders bemerkenswert war der Weg dorthin: In der Hauptrunde räumten die Portugiesen mit Schweden, Spanien und Co-Gastgeber Norwegen gleich drei Handball-Schwergewichte aus dem Weg.
Im Fokus stehen dabei die Brüder Francisco und Martim Costa, die als Schlüsselspieler den Erfolg ihrer Mannschaft maßgeblich mitbestimmen. Francisco führt mit 36/1 Toren die teaminterne Torschützenliste an. Sein Bruder Martim folgt mit 33 Treffern dicht dahinter. Doch was macht Portugals Brüderpaar aus?
Wenn Francisco Costa an diesen Tag im Februar 2021 zurückdenkt, kommen ihm noch heute oft die Tränen. Vor knapp vier Jahren erleidet Portugals ehemaliger Nationaltorhüter Alfredo Quintana im Training des FC Porto einen Herzinfarkt, wenige Tage später stirbt er.
Francisco ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 16 Jahre alt und verliert einen seiner engsten Freunde im Handball, bis heute benutzt er ein gemeinsames Foto von sich und Quintana als Profilbild bei Instagram. Dessen Initialen "AQ" trägt Costa als Tattoo auf dem Unterarm.
Doch auch wenn er eines seiner größten Vorbilder früh verloren hat, einen Satz Quintanas hat der Linkshänder nie vergessen: "Eines Tages wirst du ein Champion sein", habe der Torhüter ihm erzählt, wie Costa mal in einer EHF-Dokumentation verriet. Und tatsächlich ist er auf dem besten Weg dahin.
Aber wer ist dieses 19-jährige Wunderkind, das mit Portugal um den erstmaligen Halbfinal-Einzug bei einer Handball-WM kämpft? "Er ist für sein Alter schon sehr, sehr weit", sagt der ehemalige Nationalspieler Jens Schöngarth gegenüber handball-world. "Er ist extrem spielstark, hat eine gute Spielübersicht, ist technisch sehr gut und hat einen sehr ordentlichen Wurf von hinten."
Schöngarth muss es wissen, er hat eineinhalb Jahre bei Sporting Lissabon mit dem Supertalent zusammengespielt. "Den Sprung in die Weltklasse traue ich ihm zu. Aber dafür muss er körperlich nochmal auf ein anderes Level kommen", sagt Schöngarth. "Um in einer anderen Liga als der portugiesischen zu spielen, braucht man eine andere Robustheit - aber da hat er ja noch alle Zeit der Welt."
Trotz seines jungen Alters ist "Kiko" Costa aber schon jetzt sehr weit. Bereits 47 Tore erzielte er in der laufenden Champions-League-Saison und zählt damit zu den Top 10-Torschützen in der Königsklasse. "Variantenreich, explosiv und voller Selbstbewusstsein" spiele Costa, sagt Ex-Nationalspieler Ole Rahmel gegenüber handball-world.
Auch der 34-Jährige von Benfica Lissabon kennt Costas Stärken, da er in Portugal regelmäßig auf den Rückraum-Rechten trifft. "Er hat ganz klar das Potenzial, zu einem Weltklasse-Angriffsspieler zu werden", sagt Rahmel. Das glaubt auch Schöngarth. "Den Sprung in die Weltklasse traue ich ihm prinzipiell zu", sagt der 35-Jährige.
Das einzige Handball-Defizit von Francisco Costa neben (noch) fehlenden Muskeln: die Abwehrarbeit. "Das ist nämlich noch überhaupt nicht sein Ding, zählt also überhaupt nicht zu seinen Stärken. Da hat er also noch Potenzial", sagt Schöngarth.
Dass Francisco Costa in diesem jungen Alter überhaupt schon als größte Handball-Hoffnung Portugals bezeichnet wird, hat viel mit Costas Wurzeln zu tun.
Seine Eltern waren beide Nationalspieler, bei Sporting wird er bis heute von seinem Vater Ricardo trainiert und gefördert. Außerdem spielt er sowohl in Lissabon wie auch in der Nationalmannschaft mit seinem ebenfalls hochveranlagten Bruder Martim Costa zusammen. Martim ist ebenfalls im Rückraum zuhause und gerade mal 22 Jahre jung.
"Ein Freigeist, der sehr viel über individuelle Aktionen kommt", sagt Schöngarth über Martim. "Aber ich denke, dass Kiko mit Sicherheit besser veranlagt ist, weil er auch mehr im Team spielt." Das sieht Rahmel ähnlich. "Kiko hat mehr Potenzial. Martim ist eher derjenige für überraschende Aktionen." Die deutsche Mannschaft jedenfalls dürfte vor beiden gewarnt sein.
Vor allem vor den wuchtigen Rückraumwürfen von Kiko Costa. Dass die Portugiesen der etablierten Handball-Elite gefährlich werden können, davon sind Rahmel und Schöngarth jedenfalls beide überzeugt. "Portugal hat sich die letzten Jahre sehr gut entwickelt, hat einen großen Sprung gemacht im internationalen Handball", sagt Schöngarth.
"Wenn die portugiesischen Torhüter einen guten Tag erwischen, kann es ganz eng werden", glaubt Rahmel.
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ban, red