18.09.2023, 13:38
Hessen führen Bundesliga-Tabelle an
Neben den Berliner Füchsen weist nur die MT Melsungen nach fünf Spieltagen in der Handball-Bundesliga noch eine weiße Weste auf. Warum ist das so?
Weder Meister Kiel noch Champions-League-Sieger Magdeburg führen das HBL-Tableau in diesem Spätsommer an. Auch Flensburg und die Löwen sind nicht vorne zu finden. Oben thront, gefolgt von den punktgleichen Berlinern: die MT Melsungen.
Die Hessen haben alle fünf Ligaspiele gewonnen, dabei den THW recht deutlich in die Schranken gewiesen, zuletzt auch Stuttgart geschlagen und sind somit das Überraschungsteam bislang. HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann findet das gut, der bisherige Saisonverlauf spreche schließlich dafür, dass das Leistungsniveau im deutschen Handball-Oberhaus "möglicherweise so hoch wie nie zuvor" sei. Sagte Bohmann zum SID und zählt mit den üblichen Verdächtigen wie Kiel, Magdeburg, Flensburg, Pokalsieger Rhein Neckar Löwen und Berlin eben auch Melsungen und gar die Recken der TSV Hannover-Burgdorf zu den Titelanwärtern.
Vor allem aber die Auftritte Melsungens imponieren bislang die Fachwelt. Dümpelte das von einem örtlichen Pharma- und Medizintechnikunternehmen stets üppig alimentierte Team in den letzten Jahren immer irgendwo im Mittelfeld herum, haben die aktuellen 10:0-Punkte bei der Konkurrenz Eindruck hinterlassen.
"Das ist auf jeden Fall jetzt eine ernstzunehmende Mannschaft", sagte Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar im Dyn-Vodcast "Kretzsche & Schmiso": "Man hat das Gefühl: Jeder hat Selbstvertrauen und jeder hat schon seine Rolle in dieser Melsunger Mannschaft." Besonders angetan ist der Ex-Nationalspieler vom neuen spanischen Spielmacher Erik Balenciaga (30) und vom 2,15 Meter großen und 135 Kilogramm schweren Letten Dainis Kristopans, der von Paris St. Germain zu den Nordhessen gewechselt ist.
"Der ist drei Meter groß und bewegt sich wie Mathias Gidsel (der dänische Weltmeister der Füchse Berlin ist 25 Zentimeter kleiner, Anm. d. Red.), übertrieben formuliert", sagte Kretzschmar. Zudem habe Kristopans "eine Riesenwumme im Arm". Ein Erfolgsgeheimnis von MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo sei zudem, dass er sein Team rotieren lässt. "Das ist der Unterschied zu den meisten anderen Spitzenmannschaften", urteilt Kretzschmar.
Doch auch seine Berliner haben einen perfekten Saisonstart erwischt. Im Gegensatz zu Melsungen, das vier seiner fünf Spiele mit mindestens fünf Toren Vorsprung gewann, machten es die Füchse oft spannend. Ein Mal siegten sie mit zwei, zwei Mal mit nur einem Treffer.
Beim hauchdünnen 34:33 am Sonntag gegen Hannover lag der Hauptstadt-Klub im zweiten Abschnitt schon mit sechs Toren zurück, ehe eine furiose Aufholjagd und ein von Hans Lindberg in letzter Sekunde verwandelter, umstrittener Siebenmeter doch noch den Sieg brachten. Danach haben wir super gefightet. "Wir sind froh darüber, dass wir weiter ungeschlagen sind", sagte Füchse-Coach Jaron Siewert. Das können die anderen Top-Teams der Liga nach fünf Spieltagen schließlich nicht mehr behaupten.
aho, SID