22.01.2023, 10:10
Jüngster deutscher Spieler macht neun Tore
Deutschland hält sich bei der Handball-WM 2023 weiter schadlos. Ein Trumpf der DHB-Auswahl ist ihr Jüngster Juri Knorr, der sich von kleineren Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lässt.
Am Samstagabend verteilte Bundestrainer Alfred Gislason nach dem 33:26 über die Niederländer ein Sonderlob nach dem anderen. Matchwinner Andreas Wolff ("überragende Leistung") wurde genannt, auch der Innenblock mit Kapitän Johannes Golla und Youngster Julian Köster ("fantastische Leistung von beiden").
Nicht gesondert genannt wurde mit Juri Knorr einer, der schon das gesamte Turnier über glänzt. Die "Genie oder Wahnsinn"-Debatte, die es vor der WM-Endrunde gegeben hatte, ist weggewischt. Knorr hat sie weggewischt. Mit 31 (!) Assists aus fünf Spielen ist er aktuell Top-Vorbereiter des Turniers, zudem gelangen ihm bereits 29 Tore. kicker-Kolumnist Bob Hanning schrieb am Sonntagmorgen von "exzellenter Spielsteuerung" des erst 22-Jährigen.
Neun Treffer machte Knorr gegen die Niederlande, traf sechs seiner sieben Siebenmeter. In einer hektischen Anfangsphase wollte aber auch dem Mittelmann der Rhein-Neckar Löwen nicht alles gelingen. In der Statistik stehen beispielsweise null Tore bei vier Würfen aus über neun Metern. Doch die kleinen Rückschläge zu Beginn des Spiels haben Knorr nicht entmutigt - im Gegenteil: "Fehlwürfe gehören dazu. Im Endeffekt hilft mir das manchmal auch, weil ich dann direkt im Spiel bin und volle Spannung, volle Energie habe. Das sollte einen nicht hindern."
Im siebten Pflichtspiel in Serie des Kalenderjahres 2023 warf die deutsche Mannschaft über 30 Tore. "Weil die Jungs auch spielerisch sehr gut sind", lobte Bundestrainer Gislason am ZDF-Mikrofon. Dennoch sei es am Samstag "nicht überragend" gewesen. Grund: "Was uns heute gefehlt hat, waren die zweite Welle und die Gegenstöße, die wir sonst hatten."
Nun richtet sich der volle Fokus auf Norwegen. "Wir wollen alles daran setzen, auch dieses Spiel noch zu gewinnen", stellt Gislason klar. Mit dem "Hauptrundenfinale" sowie dem Viertelfinale werden die Partien "Stück für Stück schwerer", davon ist der Isländer überzeugt. Ob es in der Runde der letzten Acht Spanien oder Frankreich wird, ist Gislason egal - im Gegensatz zu Keeper Wolff.
Die einzigen beiden möglichen Viertelfinal-Gegner seien "zwei sehr unterschiedliche Mannschaften", wobei er wie Wolff die Franzosen "etwas stärker" einschätzt. Die Spanier hingegen wären eine "extrem abgezockte, erfahrene Mannschaft, gegen die wir uns in den letzten Jahren schwer getan haben".
Gislason sieht aber eine klare Steigerung. Das bislang letzte Duell - im EHF Euro Cup in Vorbereitung auf die deutsche Heim-EM im Januar 2024 - ging Mitte Oktober 2022 nur noch mit 32:31 an Spanien. Da habe er das DHB-Team sogar "besser" gesehen.
Fürs Viertelfinale gilt ohnehin: "Wir wissen, dass wir eine überragende Leistung bringen müssen." Sonst ist der Traum von einer Medaille früh ausgeträumt. Zum Trumpf könnten die vielen deutschen Fans in Polen werden. Gislason hat am Samstag eine "überragende Stimmung in der Halle" erlebt, die auch seine Spieler im Nachgang ausdrücklich betonten. "Am Anfang vom Spiel habe ich gedacht: 'Da hätte ich mehr erwartet'. Aber dann war das so laut. Das hat tierisch Spaß gemacht", so Gislason.
msc