20.01.2023, 18:42
"Bedeutet uns als relativ unerfahrene Mannschaft sehr, sehr viel"
Die deutsche Nationalmannschaft marschiert bislang ohne Makel durch die Handball-WM 2023. Eine gewichtige Rolle nimmt dabei das Torhüter-Duo ein.
Vier Spiele, vier Siege - die DHB-Auswahl ist bislang ohne Fehl und Tadel bei der Handball-WM in Polen unterwegs. Sorgenkind war in der Vorrunde die deutsche Abwehr, die sich zumindest auf ihre Torhüter verlassen konnte. Andreas Wolff und Joel Birlehm stehen sich bei der WM-Endrunde bislang in nichts nach. Schwächelt der eine, vernagelt der andere plötzlich seinen Kasten. Auch menschlich scheint es hervorragend zu passen. Auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene war das für Wolff in der Vergangenheit nicht immer der Fall.
"Man kann nicht erzwingen, dass sie sich gut verstehen", erklärt DHB-Torwarttrainer Mattias Andersson in einer Analyse für den kicker. "Supergute" Freunde innerhalb eines Torhütergespanns seien nicht die Regel. "Wenn man das hinkriegt, hat man Glück", weiß auch Andersson. Dass die Chemie zwischen Wolff und Birlehm stimmt, zeigte das ARD-Interview nach dem 39:19-Kantersieg über Argentinien.
Aus dem ersten Spiel gegen Katar (31:27) nahm der in den 60 Minuten überragende Wolff eine Wadenverletzung mit, die er mittlerweile auskuriert hat. Angesprochen auf die Blessur lachte der Europameister von 2016 nur: "Die Wade ist super, das haben wir gestern beim Fußball gesehen. Da haben wir die Jungen wieder weggeklatscht." Dabei blickte er bewusst in Richtung Birlehm, der beim traditionellen "Jung gegen Alt" dem Verliererteam angehörte.
Birlehm ist der optimale Gegenpart zu Wolff, fügt sich gerne in seine Rolle als zweiter Torhüter in den "wichtigen" Spielen. "Er ist eine Riesenerscheinung im Tor, spielt jede Woche auf Topniveau", lobt der Keeper der Rhein-Neckar Löwen Wolff: "Er ist zu Recht hier unsere klare Nummer eins und ein echter X-Faktor."
Der deutlich erfahrenere Wolff attestiert Birlehm bis dato ein "überragendes Turnier". Und gesteht offen: "Wenn Joel so weitermacht, dann habe ich keine Angst vor den weiteren Spielen." Vor allem gegen die Niederländer am Samstag und die Norweger am Montag (jeweils 20.30 Uhr) wird es mehr denn je auch auf die deutschen Keeper ankommen.
Wolff war es nach dem Argentinien-Spiel aber noch vordergründig ein Anliegen, den deutschen Anhängern ein Sonderlob auszusprechen. "Vielen Dank für jeden Einzelnen, der in die Halle kommt - und der am Bildschirm sitzt", erklärte der im polnischen Kielce beschäftigte Schlussmann direkt in die Kamera gerichtet: "Das bedeutet uns als relativ unerfahrene Mannschaft sehr, sehr viel. Das ist sicherlich mitverantwortlich dafür, dass wir bisher nur Siege eingefahren haben."
Wolff spielt dabei auch auf die letzten drei Turniere an, in denen die DHB-Auswahl "die Stimmung nicht genießen" konnte. Für das wegweisende Spiel gegen die Niederlande - bei einem Sieg wäre das Viertelfinal-Ticket gelöst - werden sich noch mehr deutsche Fans in Richtung Kattowitz aufmachen.
msc