14.01.2023, 07:11
Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning
Die DHB-Auswahl ist mit einem Auftaktsieg in die Handball-WM gestartet. Beim 31:27 gegen Katar überraschte kicker-Kolumnist Bob Hanning besonders die Moral des Asienmeisters nach der Pause.
Wir haben von Anfang an gewusst, dass es so ein Auftaktspiel in sich hat. Es wäre sicherlich einfacher gewesen, wenn wir Katar zu einem späteren Zeitpunkt in der Vorrunde bekommen hätten. Ein müder Asienmeister, wie er es gegen Ende des Spiels auch war, hätte wohl nicht derart große Gegenwehr leisten können.
Das DHB-Team hat sich aber durch das Spiel gebissen. Auch wenn wir den einen oder anderen Abpraller nicht gekriegt haben, sind wir hochmotiviert in unser erstes Turnierspiel gestartet. Andreas Wolff hat uns den nötigen Rückhalt gegeben. Bis zur 18:13-Pausenführung sah das für mein Gefühl auch sehr sicher aus. Anschließend war ich ehrlicherweise überrascht über den Kampfgeist und den Willen der katarischen Mannschaft. Ich dachte in der Halbzeit, dass sie gebrochen sind. Das war aber nicht der Fall.
In der Folge hat uns die Souveränität gefehlt, um das Spiel frühzeitig zuzumachen. Wir haben es uns damit völlig unnötig schwer gemacht. Ich hatte allerdings nie den Eindruck - auch wenn es zwischenzeitlich mal hektisch aussah -, dass Katar angesichts des großen Kräfteverschleißes das Spiel noch drehen könnte. Der Auftritt muss gerade angesichts der zweiten Hälfte als durchwachsen bewertet werden, doch wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Und nur das zählt. Wir haben so ein Spiel gebraucht, um reinzukommen.
Jetzt wartet Serbien, das sein erstes WM-Spiel gegen Algerien souverän gewonnen hat. Ich glaube mit Blick auf dieses Aufeinandertreffen ist es von Vorteil, dass wir das Katar-Spiel schon hinter uns haben. Am Sonntag müssen wir fraglos eine noch bessere und konstantere Leistung abrufen, um uns eine optimale Ausgangslage vor dem Gruppenfinale zu verschaffen.
Positiv stimmt mich die Mentalität der deutschen Mannschaft, wir haben in keiner Sekunde Leidenschaft und Herzblut vermissen lassen. Dass es trotzdem zu fehlerbehaftet war, weiß auch Alfred Gislason. Ein Anfang aber ist gemacht.
Bob Hanning (54) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.