24.04.2022, 10:11
Zusätzliche Karten fürs Endspiel freigeschaltet
Der SC Magdeburg kann am Sonntag zum dritten Mal nach 1996 und 2016 den DHB-Pokal nach Sachsen-Anhalt holen. Der Bundesliga-Spitzenreiter baut gegen Rekordpokalsieger Kiel vor allem auf die Unterstützung der Fans.
Aus Hamburg berichten André Dersewski und Maximilian Schmidt
Am Sonntag (13.25 Uhr, LIVE! bei kicker) steigt das Traumfinale in Hamburg: Zum Abschied aus der Hansestadt treffen Bundesliga-Tabellenführer Magdeburg und der deutsche Rekordmeister Kiel aufeinander. Während der SCM im recht einseitigen Halbfinale gegen Erlangen die Kraft auf mehrere Schultern verteilen konnte, musste sich der THW gegen Titelverteidiger TBV Lemgo Lippe doch sehr strecken, um sein Finalticket zu lösen. "Das war ein unfassbar schweres Spiel, das für beide Seiten ausgehen kann", meinte THW-Trainer Filip Jicha.
In einem Endspiel um den DHB-Pokal kann die Kraftfrage eine Rolle spielen. Gerade mit Blick auf den Magdeburger Spielstil mit gnadenloser erster Welle, zweiter Welle und schneller Mitte. Die Kieler dürften von Anfang an gestresst werden - und müssen zwingend versuchen, ihre Fehlerquote im Angriff zu minimieren, um das Tempospiel des SCM nicht zusätzlich zu forcieren.
Bennet Wiegert dachte in seinem ersten Statement zum Spiel direkt an die Magdeburger Anhänger. "Ich weiß wohl, was eine Karte hier kostet und bin froh, dass sie nicht nur ein Spiel, sondern zwei Spiele sehen", so der SCM-Coach. Nach dem gewonnenen Halbfinale war Wiegert gedanklich längst beim THW. "Das Ligaspiel zu Hause ist noch nicht allzu lange her", erinnert der 40-Jährige mit Blick auf das 25:30 in eigener Halle am 26. März: "Wir haben das noch sehr präsent. Wir wollen vieles besser machen. Kiel hat uns über 60 Minuten mit einem starken Mindset beeindruckt."
Die Norddeutschen seien "nicht umsonst Rekordpokalsieger", hätten auch "mehr Erfahrung mit großen Finals". Doch gerade deswegen freue sich Magdeburg auf das Endspiel. Diese Mannschaft, der Wiegert über Jahre seinen Spielstil eingeimpft hat, braucht derartige Herausforderungen, um weiter wachsen zu können.
Und nicht nur Linksaußen Matthias Musche brennt auf das Finale: "Wir sind sehr glücklich, aber noch nicht zufrieden. Ich glaube daran, dass wir gewinnen können." Ein Schlüssel zum dritten Pokalsieg der Vereinsgeschichte dürfte es werden, ob die Magdeburger den unermüdlichen Kieler Antreiber Sander Sagosen in den Griff kriegt. Er riss das Spiel beim Ligasieg in Sachsen-Anhalt an sich und wurde am Samstag dank seiner acht Tore zum Spieler des Spiels gekürt. "Wir hatten beim letzten Mal Probleme mit ihm, das müssen wir besser machen", forderte deswegen auch Sagosens Landsmann Christian O'Sullivan.
Zum Trumpf soll in Hamburg die ganz in grün getauchte Magdeburger Fankurve werden. Bereits am Halbfinaltag sorgten die SCM-Fans zum Teil für Gänsehaut-Stimmung, mit den lauten Gesängen konnten die anderen Lager nicht ganz mithalten. "Ich weiß, dass unsere Fans verrückt sind", so Musche. O'Sullivan sprach von einer "magischen Stimmung" und "Gänsehaut", für den Mittelmann sei es "vom Gefühl her wie ein Heimspiel".
Womöglich bekommen die Magdeburger am Sonntag sogar noch mehr Unterstützung. Nach den Halbfinals vor 12.800 Zuschauern wurden nochmal nachträglich Karten freigeschaltet, was SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt zu einem spontanen Appell animierte: "Ich kann nur jeden aufrufen, hier nach Hamburg zu kommen. Das ist einmalig."
Im Finale will es der SCM für seine Fans auch zu einer unvergesslichen Reise machen.