10.06.2021, 14:15
Dänen haben bereits kräftig in die Zukunft investiert
Aalborg Handbold greift beim Final Four unverhofft nach der europäischen Handball-Krone. Eigentlich hatten die Dänen den Gewinn der Champions League erst für die kommende Saison ins Visier genommen - und dafür bereits kräftig investiert.
Stefan Madsen sank auf die Knie, blickte ungläubig auf seine feiernden Spieler und konnte seine Gefühle nicht mehr verbergen. Der unverhoffte Einzug ins Final Four der Handball-Champions-League mit Aalborg Handbold sorgte beim Erfolgstrainer für ganz besondere Emotionen. Denn die Dänen hatten den Angriff auf die Top-Klubs erst für die kommende Spielzeit ins Visier genommen - und greifen nun früher als geplant nach Europas Krone.
Der Klub aus dem Herzen Jütlands im Norden Dänemarks hatte zuvor international kaum für Aufsehen gesorgt. Das änderte sich im Februar jedoch schlagartig, als Aalborg die Verpflichtung des dreimaligen Welthandballers Mikkel Hansen (ab 2022) bekannt gab und kurz darauf auch den Isländer Aron Palmarsson (2021) holte. Der fünfmalige dänische Meister stand plötzlich im Rampenlicht - und erntete angesichts des Kaufrausches Spott.
"Ich bin sehr glücklich, dass wir es in diesem Jahr ins Final Four geschafft haben, denn jeder hat nur darüber geredet, wen wir als nächstes kaufen", sagte Madsen: "Dies nun mit unserem eingeschlagenen Weg zu erreichen, macht mich stolz." Den großen Auftritt des Debütanten hätte der 44-Jährige jedoch beinahe verpasst, als der Däne vor zwei Wochen aufgrund des Kontakts mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person in Quarantäne musste.
Im ersten Halbfinale des zweitägigen Spektakels in der Kölner Lanxess Arena, in der auch Spiele bei der deutschen Heim-EM 2024 steigen, trifft das Team am Samstag (15.15 Uhr) auf den zukünftigen Aalborger Hansen und den französischen Serienmeister Paris St. Germain. Gegen das Starensemble setzte es in bislang vier Vergleichen ausschließlich Niederlagen. "Wir haben letzte Saison gegen PSG gespielt, es wird also nicht komplett neu für uns sein. Wir haben getan, was wir konnten, um uns perfekt vorzubereiten", verspricht Madsen.
Auf dem Weg nach Köln hatte sich Aalborg in einem nervenaufreibenden Viertelfinal-Krimi auch gegen die SG Flensburg-Handewitt durchgesetzt. Die Entwicklung des von einem Multimillionär unterstützten Klubs zeigt ohnehin steil nach oben. Neben weiteren Stars sollen auch bald internationale Titel folgen. Als Vorbild dient dabei die dänische Nationalmannschaft, die ihren Weltmeistertitel im Januar erfolgreich verteidigen konnte.
Um nicht demselben Schicksal zu erliegen wie AG Kopenhagen, die ebenfalls mit einem Geldgeber im Hintergrund an großen Erfolgen schnupperten und nach dem Ausstieg des Investors nach zwei Jahren wieder von der Bildfläche verschwanden, konnte Aalborg bis zu 500 regionale Sponsoren akquirieren. Das Fundament für zukünftige Titelgewinne ist somit gegeben.
Nach einer rasanten Entwicklung betritt der Klub am Samstag nun früher als erhofft die große Bühne und kann vor bis zu 1000 Fans befreit aufspielen. Denn der eigentliche Angriff auf den europäischen Handball-Thron soll erst in den kommenden Jahren folgen. Dann mit Hansen, Palmarsson und weiteren Superstars der Szene.
msc/sid