07.01.2021, 15:14
"Das finde ich persönlich halt ein bisschen bedenklich"
Nationaltorwart Andreas Wolff hat die coronabedingten WM-Absagen einiger Nationalspieler überraschend offen kritisiert.
Er sehe das "sehr, sehr kritisch", sagte der 29-Jährige am Donnerstag mit Blick auf die Absagen seiner ehemaligen Kieler Mannschaftskameraden Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold in einem Podcast des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, die Wolff zu einem "WM-Spezial" eingeladen hatten.
Er könne verstehen, dass Spieler in der heutigen Zeit beispielsweise um ihre Gesundheit besorgt seien, sagte Wolff. "Gerade für Familienväter ist es natürlich etwas Schweres, seine Kinder diesen Monat zurückzulassen und sie nicht zu sehen." Aber es habe die Spieler zuvor auch nicht gestört, mit dem THW Kiel in der Champions League aktiv zu sein und dort in Länder zu reisen, die als Corona-Risikogebiete eingestuft worden seien.
"Und jetzt auf einmal bei der WM ist es dann so ein großes Problem, obwohl da die Hygienemaßnahmen, die Sicherheitsmaßnahmen, deutlich höher sind als beispielsweise in den internationalen Wettbewerben", sagte der Keeper des polnischen Spitzenklubs Vive Kielce. "Was mich noch viel mehr daran stört, ist, dass deren Vereinskollegen anscheinend nicht so ein großes Problem damit haben, zur WM zu fahren."
Die Führung des Deutschen Handballbundes reagierte gelassen auf die Wolff-Kritik. "Wir wollen immer erwachsene und meinungsstarke Spieler, da müssen wir auch starke Meinungen akzeptieren", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann der Deutschen Presse-Agentur. Und Sportvorstand Axel Kromer ergänzte: "Wir wissen, dass Andreas Wolff sich immer klar und deutlich äußert. Das akzeptieren wir, damit müssen wir leben. Das Thema ist für uns intern keines mehr."
Pekeler, Wiencek und Weinhold hatten aus familiären Gründen auf ihre Teilnahme am Turnier vom 13. bis 31. Januar in Ägypten verzichtet. "Das finde ich persönlich halt ein bisschen bedenklich, dass nur die deutschen Spieler sich dann so um ihre eigenen Familien sorgen und die ausländischen Spieler anscheinend sagen: 'Ach, komm, ich lass Frau und Kinder einfach zurück, die machen das schon'", sagte Wolff, der in Ägypten als erster Torhüter eingeplant ist.
msc/dpa