14.09.2017, 15:50
Kiel muss gegen Leipzig dringend punkten
Der THW Kiel, Flensburg und die Löwen nicht unter den ersten Fünf - diesen Saisonstart hätten wohl die wenigsten so erwartet. Der Rekordmeister aus Kiel verlor wie Rivale Flensburg bereits zweimal. Die Alarmglocken im hohen Norden schrillen, das Thema Andreas Wolff kommt ungelegen. Eine Niederlage gegen Leipzig am Donnerstag ist eigentlich verboten.
Zwei Niederlagen in Folge haben in Kiel ordentlich Unruhe reingebracht, das Fehlen von Domagoj Duvnjak macht sich doch stärker bemerkt als gedacht. Gegen den Tabellendritten SC DHfK Leipzig, der zuletzt nicht nur mit einem Sieg gegen Flensburg aufhorchen ließ, soll nun der Bock umgestoßen werden. "Mit Leipzig haben wir aus dem vergangenen Jahr noch eine Rechnung offen", erklärte THW-Rückraumspieler Lukas Nilsson im Vorfeld.
Dabei bezog sich der Schwede auf das deutliche 25:34 in der Vorsaison, das die Sachsen neben dem starken Saisonstart zusätzlich beflügeln könnte. Lukas Binder, ehemaliger Leipziger Kapitän, fehlt im hohen Norden mit einer Fußverletzung, glaubt aber durchaus an einen Sieg: "Man sieht in diesem Jahr, dass jeder jeden schlagen kann. Es ist verrückt, was in dieser Liga gerade los ist. Wir haben immer gut gegen Kiel gespielt und wissen, dass wir den THW schlagen können."
Leipzig hat den Abgang von Trainer Christian Prokop in jedem Fall gut überstanden: Unter Neu-Coach André Haber holte der SC DHfK aus den ersten vier Partien drei Siege, verlor lediglich überraschend in Lemgo. Zuletzt bekam Flensburg die Leipziger Stärke zu spüren. Der Sieg hat Lust auf mehr gemacht: "Wir haben Flensburg nicht zur Entfaltung kommen lassen und auch die Gegenstöße gut weggenommen. Jetzt müssen wir am Donnerstag auch gegen Kiel wieder an unser Maximum gehen", forderte Kreisläufer Bastian Roscheck.
Der Respekt in Kiel ist auf jeden Fall da. "Mit Leipzig kommt eine Mannschaft, die mal eben Flensburg aus der Halle geschossen hat. Das sagt alles über die Qualität des Teams", erklärte Patrick Wiencek, der entschlossen anfügte: "Es wird ein harter Kampf. Aber wir haben vieles gutzumachen, und das werden wir auch zeigen."
Einen ungewollten Nebenkriegsschauplatz haben die Kieler mit Keeper Wolff. Das Sommer-Theater um seine Zukunft hält die Klubführung seit Wochen auf Trab und ist derzeit allgegenwärtig - und auch seine Auftritte in der Bundesliga sorgen für Diskussionen. Als Trainer Alfred Gislason ihn bei der Pleite in Melsungen nach schwacher Leistung (zwei Paraden in 39 Minuten) auswechselte, würdigte Wolff den Isländer keines Blickes.
In Kiel soll bereits der Vorwurf gezielter Provokationen die Runde machen. Zumal sich die Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang Wolffs, der vom polnischen Meister Kielce oder Veszprem hochdotierte Angebote vorliegen haben soll, hartnäckig halten. Manager Thorsten Storm allerdings untermauerte jüngst: "Andi hat einen Vertrag bis 2019 bei uns. Jetzt geht es um den THW Kiel und die aktuelle Saison."
Eine offizielle Anfrage soll es bislang nicht gegeben haben. Sollte ein Klub allerdings eine Ablöse im hohen sechsstelligen Bereich aufrufen, gilt eine vorzeitige Trennung als nicht unwahrscheinlich. Ex-Weltmeister Johannes Bitter wird an der Förde längst als möglicher Nachfolger ab Sommer 2018 gehandelt.
msc