31.05.2024, 17:30
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Ein fast bis zum Ende spannendes Meisterrennen zwischen den starken Füchsen Berlin und dem noch stärkeren SC Magdeburg. Ein Abstiegskrimi, der bis zum letzten Spieltag und vielleicht noch länger andauert. Beeindruckende Comebacks, wehmütige Abschiede und der ein oder andere Skandal war auch dabei - mit der Saison 2023/24 geht eine der besten, turbulentesten und emotionalsten zu Ende.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Die Handballsaison 2023/24 ist fast gelaufen. Und daher ist es Zeit, einmal Danke zu sagen. Danke für 306 Bundesligaspiele. Danke für 44 Pokalspiele. Danke für zusammen 21.000 Spielminuten, European League und Champions League nicht mal mitgerechnet. Und ganz besonders: Danke an bislang 453 eingesetzte Spieler in der HBL. Sie waren die Protagonisten, haben Wurf für Wurf, Block für Block, Parade für Parade und Spiel für Spiel alles reingelegt.
Dazu kommen die vielen Hundert Menschen, die den Spielbetrieb möglich machen, von den Trainerteams über den Staff und die Schiedsrichter bis hin zu den Funktionären, Sponsoren und unzähligen Helfern. Und die vielen Tausend Fans, die den Spielen den atmosphärischen Rahmen geben und in guten, siehe Magdeburg, wie in schlechten, siehe Rhein-Neckar Löwen, wie in sehr schlechten, siehe HSV Hamburg, Zeiten ihrem Verein die Stange halten.
Denn so oft die Spieler und Vereine bei Erfolg gelobt werden, so lobenswert ist auch die Leistung der Handball-Fans in Deutschland. Ganz gleich, welchem Fanlager sie angehören - die Handball-Fankultur ist beispiellos und Vorbild für viele andere Sportarten.
Die Saison 2023/24 war eine Saison der Superlative. Das zeigt schon der Zuschauerrekord, den HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann zufrieden bei handball-world verkündet hat. Das zeigen aber auch der lange Zeit offene Kampf um die Deutsche Meisterschaft und der immer noch offene Kampf um den Klassenerhalt.
Aber nicht nur tabellarisch, auch qualitativ war die Saison sicher eine der besten. THW-Kreisläufer Patrick Wiencek sprach von einem Niveau, das er so noch nie erlebt habe in der HBL. Kein Wunder bei den Milosavljevs, Gidsels, Pytlicks, Zehnders, Magnússons und wie sie alle heißen. Wahnsinns-Tore, Wahnsinns-Paraden, Wahnsinns-Spiele waren das die vergangenen Monate.
Neben jeder Menge Licht gab es aber auch Schatten. Denn vergessen wir neben der Heim-Europameisterschaft mit dem Weltrekord-Auftaktspiel in Düsseldorf und der gut zweiwöchigen Handball-Party mit dem Höhepunkt in der Kölner Lanxess-Arena nicht den Doping-Vorwurf gegen SCM-Keeper Nikola Portner und das groteske Lizenzdrama um den HSV Hamburg.
Bleibt zu hoffen - egal, wer welche Fehler begangen hat -, dass Spieler, Fans, Mitarbeiter und Vereine auch in Krisenzeiten einen für sie vernünftigen Weg finden werden.
Ein spektakuläres Wiedersehen gab es auch: Der hochdekorierte Rechtsaußen Tobias Reichmann gab überraschend sein Comeback bei den Rhein-Neckar Löwen. Dabei beendete er die Siebenmeter-Probleme der Löwen und avancierte zum Top-Scorer. Für zwei andere Weltklasse-Außen, Uwe Gensheimer und Hans Lindberg, endet die Zeit in der Bundesliga dagegen im Sommer.
Gensheimer wird zur neuen Saison Sportlicher Leiter der Löwen, Lindberg Geschäftsführer und Spieler beim dänischen Zweitligisten HØJ Håndbold. Und Reichmann? Hat aktuell noch keinen neuen Vertrag.
Und damit sind wir schon mitten in der "Übergangszeit" zwischen alter und neuer Saison. Die Spekulationen den Transfermarkt betreffend, die den handballfreien Sommer zumindest mit ein wenig Handball füllen, mögen manchmal ähnlich unbefriedigend wie eine Übergangsjacke sein. Aber ohne ist ja auch blöd.
Zudem machen die Transfergerüchte ja zumindest auch Vorfreude auf die kommende Saison, auf die Saison 2024/25. Auf eine Saison, die bestimmt auch wieder ihre ganz eigenen Überraschungen bereithalten wird. Ach ja: Olympische Spiele haben wir ja vorher auch noch gegen den Handball-Entzug. Zumindest fünf. Vielleicht sogar mehr.