14.12.2024, 15:18
Nach der "kalten Dusche" im Halbfinale
Ungarn, Co-Gastgeber dieser Europameisterschaft, wird derzeit von allen Seiten für den Neuaufbau gelobt, der aufgrund der Jugendarbeit gelungen ist. Die Französinnen, der amtierende Weltmeister, sind hingegen nach dem Halbfinale ins Zweifeln geraten.
Aus Wien berichtet Felix Buß
Es ist das neunte Spiel, seit Frankreich und Ungarn am 28. November in die Europameisterschaft gestartet sind. In der Hauptrunde sind sich die beiden Teams schon einmal begegnet. Am vergangenen Dienstag gewann der Favorit, Weltmeister Frankreich, mit 30:27 (13:13) - zeigte aber schon in diesem Spiel Schwächen, die Ungarn nach dem anfänglichen 0:4-Rückstand ins Spiel einluden.
Die "Blauen" konnte den Vorsprung gegen die 5:1-Abwehr, die Ungarn zeitweise gut spielte, zwar nicht ausbauen, sie profitierten in diesem Spiel aber davon, dass Würfe aus der Nahdistanz kein Problem waren und verließen das Spiel daher als Sieger. Frankreich konnte somit "voller Energie" als Gruppenerster ins Halbfinale gehen, so Estelle Nze-Minko - und erlebte dort eine "kalte Dusche", wie Tamara Horacek sagte.
Die französische Sportzeitschrift L'Equipe sah im Halbfinale am Freitag gegen Dänemark beim Weltmeister nur einen Lichtblick: Kreisläuferin Pauletta Foppa setzte sich im Eins-gegen-zwei oft durch und traf bei vier Versuchen viermal. Die 4:2-Abwehr, mit der Trainer Sebastién Gardillou Dänemark noch aufhalten wollte, funktionierte jedoch nicht, als Foppa mit Estelle Nze-Minko vorgezogen deckte.
In der Hauptrunde hatte Frankreich gegen Ungarn mit 65 Prozent Wurfausbeute einen guten Wert erzielt. Gegen Dänemark im Halbfinale waren es nur 49 Prozent und Gardillou beklagte die Baustelle im Rückraum. Nur drei von zwölf Versuchen brachte die Equipe Tricolore gegen Anna Kristensen unter, die wieder stark parierte, aber Dänemark deckte wieder auch solide - spielte die Trumpfkarte "Abwehr" aus.
Die Unsicherheit bei den Französinnen war direkt nach dem Halbfinale groß. Tamara Horacek fand keine Erklärung für das Gezeigte. "Wir sind nicht traurig", hob hingegen Nikolett Toth am Samstag hervor. "Wir wollen weiter Gas geben, wir können noch etwas Großes erreichen. Das wäre grandios", sagte die ungarische Spielmacherin. "Wir wollen zeigen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben."
Dass Ungarn gegen Frankreich der Coup gelingen könnte, war bis Freitagabend eher unwahrscheinlich - auch wenn viele ungarische Fans nach Wien gekommen sind, um ihr Team zu unterstützen. "Sie sind uns hierher gefolgt und es war unglaublich. Wir freuen uns, nach zwölf Jahren wieder da zu sein. Wir haben die Chance, eine Bronzemedaille nach Hause zu bringen", lächelte Viktoria Györi-Lukacs.
Die Magyarinnen reiten bei der Heim-WM, auch wenn die Finalrunde nicht wie geplant in Budapest ist, auf einer Erfolgswelle. "Es ist etwas entstanden, woran wir jahrelang gearbeitet haben. Jetzt trägt uns der Teamgeist, denn wir haben begonnen, an uns zu glauben", sagte die Rechtsaußen. Ob es für Bronze reicht, hängt von der Frische am Sonntag ab. "Sie haben ein starkes Team, aber hoffentlich trumpfen wir auf."
Die Französinnen hoffen derweil, dass es ihnen helfen wird, dass sie seit der Rückkehr von Olivier Krumbholz 2016, bis auf den Ausreißer bei der WM 2019, wieder stabil um Medaillen kämpfen. "Ich habe Erfahrung mit solchen Spielen", so der bisherige Co-Trainer und seit Oktober verantwortliche Gardillou, der das Debakel bei der EM 2022, die Niederlage gegen Montenegro und Platz vier, noch vor Augen hat.
"Ich bin wirklich froh, weil wir die Chance haben, eine Medaille zu gewinnen", versuchte Orlane Kanor derweil gut Wetter für Frankreich zu machen und sparte auch nicht mit Lob für ihren Trainer. "Wir müssen für dieses Spiel bereit sein", sprach die Rückraumspielerin aber auch aus, was viele Franzosen nach dem Auftritt gegen Dänemark befürchten: dass es nach 2022 "wieder nur" der vierte Platz wird.
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