11.12.2024, 10:31
Videobilder im Spiel nutzen
Co-Trainer Jochen Beppler und Videoanalyst Lukasz Kalwa haben nicht nur in der Vorbereitung auf die Länderspiele der Frauen eine wichtige Rolle, auch in den 60 Minuten geben sie mit Spielszenen am Tablet oder in der Halbzeit wichtigen Input.
"Grundsätzlich legen die Trainer, also Jochen (Beppler, Anm. d. Red.) oder Markus (Gaugisch) fest, was wir anschauen", beschreibt Julia Maidhof, wie die heutzutage vorhandenen technischen Mittel, sich Spielszenen schon im Spiel anzuschauen und daraus zu lernen, von den deutschen Handballerinnen genutzt werden. "Lukasz (Kalwa) ist ja schon länger dabei", ist das Thema für Maidhof fast ein alter Hut.
"Das sind dann oft eher so Knackpunktszenen von Aktionen, die eben jetzt erfolgreich waren für den Gegner, die vielleicht mehrfach gespielt wurden, wo wir noch nicht die richtige Lösung gefunden haben", so Maidhof weiter. "Es sind eigentlich immer maximal zwei bis drei Sachen, die wir zu sehen bekommen, weil nicht viel Zeit ist, Dinge anzusprechen - und man muss es ja auch verarbeiten können."
"Wichtig ist daran, dass man noch mal einen visuellen Eindruck vom Spiel bekommt, um eine bestimmte Situation besser oder geschickter zu lösen", hebt Maidhof hervor. "Und da kann man eben einfach mit direktem Feedback da nochmal kleine Justierungen machen. So hatten wir schon häufig Situationen, die in der ersten Halbzeit noch nicht gut gelöst waren, dann besser unter Kontrolle."
"Ich bin Fan von Video-Feedback und Video-Vorbereitungen", sagt Bundestrainer Markus Gaugisch. "Und entsprechend ist es eben so, dass wir versuchen, durch die visuelle Unterstützung einfach das subjektive Gefühl, das auf dem Platz herrscht, zu unterstützen, zu schärfen vielleicht. Weil ich glaube schon, dass man da dann Dinge sehen kann." So gelang zuletzt gegen Norwegen eine Steigerung in der Abwehr.
"Und es ist ja nicht nur Video in der Halbzeit, sondern Jochen hat ja das Live-Tagging auch auf der Bank", erläutert Gaugisch. Der Videoanalyst markiert bestimmte Spielszenen, die man sich sofort am Tablet auf der Bank ansehen und Spielerinnen zeigen kann. "Wenn dann etwas auffällt, wo du denkst, wie war hier die Absprache, wo ist das Problem? Das kam jetzt häufiger - dann hilft es, da nochmal drauf zu schauen."
Die Technik zu nutzen, ist auf mehreren Ebenen eine Lernprozess - für die Verantwortlichen und für die Spielerinnen. Und sie kann selbst Lernprozesse auslösen. "Wir haben ja oft diesen Abwehr-Angriff-Wechsel. Da kann man der Abwehrchefin dann einfach noch mal kurz mit Video-Unterstützung Hilfestellungen geben, was angepasst werden muss", führt Gaugisch aus.
Man dürfe den Einsatz aber auch nicht übertreiben. "Das muss einen gewissen Rahmen einnehmen", findet der Bundestrainer. "Wir sind keine Computer, sondern Menschen und da sind Emotionen dabei und dann musst du das natürlich auch verarbeiten. Wir Trainer haben da nur einen begrenzten Einfluss, aber wir können filtern, was wichtig ist und ich glaube, die Unterstützung hilft schon.
Und es sei wichtig, die Video-Szenen für den Matchplan zu nutzen. "Es gibt nicht die eine Lösung, die immer wieder funktioniert. Es ist unterschiedlich, je nach Spielerin, je nach Sektor. Und da kann es ja dann auch so sein, dass man sagt: Hey, schau mal, es gibt zwei Möglichkeiten, A oder B. Welche wollt ihr?", beschreibt Gaugisch sein Verhalten im Spiel. "Und wenn sie dann sagen: B, dann ist aber auch B."
"Jochen sitzt vorne an der Bank und redet viel mit den Spielerinnen, sieht natürlich auch in einer anderen emotionalen Position nochmal Dinge, die er ansprechen kann", beschreibt Gaugisch. "Kommunikation ist, glaube ich, schon wichtig. Wobei es natürlich schon so ist, dass wir hoffen oder dass es langfristig so sein soll, dass es ein Players-Game wird und nicht, wie bisher, ein Coaches-Game."
Ansätze auf dem Weg dorthin seien im Handball-Nationalteam der Frauen heute schon zu sehen, erläutert Gaugisch. "Wenn ich in der Kabine sehe, wie sie da sitzen und dann auch über die Video-Szenen reden, kurz und knackig - dann scheint es ein Tool zu sein, das uns weiterhilft."
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Felix Buß