11.11.2024, 20:00
Name auf dem Trikot oder gelbe Karte für Zuschauer
Der "Tag des Schiedsrichters" 2024 neigt sich dem Ende entgegen. Für die 24 vorherigen Beiträge hat unsere Redakteurin Julia Nikoleit zahlreiche Gespräche geführt - und zum Abschluss 7 Ideen für mehr Wertschätzung und neue Impulse zusammengestellt, die ihr in den vergangenen Wochen begegnet sind.
Die EHF macht es vor: Bei der Frauen-Europameisterschaft 2024 werden die Schiedsrichter:innen erstmals in personalisierten Trikots auflaufen. "Der Name oberhalb der Brusttasche soll für mehr Sichtbarkeit sorgen und den Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen Anerkennung für ihre entscheidende Rolle im Spiel zollen", begründete die EHF auf Anfrage von handball-world.
Für Spieler:innen sind die mit Namen und Rückennummern individualisierten Trikots normal. Der Grund, warum der Name nicht wie bei den Vereinen auf dem Rücken sein wird? "Manche Schiedsrichterinnen tragen ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, und wenn der Name dann relativ klein ist und gleichzeitig von Haaren verdeckt wird, ist die Sichtbarkeit nicht mehr gegeben", erklärt die EHF.
Ein Seitenblick: In der Deutsche Eishockey-Liga tragen die Schiedsrichter übrigens Rücknummern.
Eine beliebige Handballhalle in Hamburg, die E-Jugend des Heimvereins spielt. Ein Spieler des Gastvereins foult und der Schiedsrichter zeigt eine Zeitstrafe. Da eine Hinausstellung gemäß den Regularien der Altersklasse eine persönliche Strafe ist, füllt der Gast auf. "Ey, die sind immer noch zu siebt", ruft ein Elternteil aus dem Zuschauerbereich dem 16 Jahre alten Schiedsrichter zu …
Ein Regelabend für Handball-Eltern kann gerade im Kinder- und Jugendbereich, wo aufgrund der Rahmentrainingskonzeption andere Vorgaben gelten, helfen, Missverständnis in der Halle zu vermeiden. Die Infos können entweder als Thema in den ohnehin oft obligatorischen Elternabend inkludiert werden oder als zusätzlicher Termin ggf. auch mannschaftsübergreifend angeboten werden.
Vermutlich hat jeder Verein ein Profil in den Sozialen Netzwerken, es gibt auch zahlreiche Konten einzelner Mannschaften. Für mehr Anerkennung bzw. die Wertschätzung, dass die Unparteiischen zum Verein gehören: Weist nicht nur auf die anstehenden Spiele eurer Teams am kommenden Wochenende hin, sondern auch auf die Ansetzungen eurer Schiedsrichter. Es müssen ja nicht alle sein, aber das ein oder andere Beispiel würde eine neue Sichtbarkeit schaffen.
12 Jahre? 14 Jahre? 16 Jahre? Vollausbildung, Junior-Schiedsrichter, Kinderhandball-Spielleiter? Die Landesverbände bzw. ihre Kreise und Bezirke haben unterschiedliche Altersgrenzen und Ausbildungskonzepte, was unnötigerweise zu Verwirrung und Frust führt.
"Einer der Interessenten durfte nicht, weil er ein Jahr zu jung ist", berichtete Regionalliga-Schiedsrichter Dominic Mohrlok, der in seinem Heimatverein SG Pforzheim-Eutingen für die Jung-Schiedsrichter zuständig ist, im Schiedsrichterportal. "Im BHV muss man 16 Jahre alt sein, aber auf einem Turnier in Südbaden wurde meine Jugendmannschaft von einem 15-Jährigen gepfiffen, weil sie bereits früher ausbilden. Wo ist da die klare Struktur, wer pfeifen darf und wer nicht?"
Wenn Trainer korrigierend eingreifen wollen, können sie die Auszeit nehmen und ihren Spieler:innen Anweisungen geben - bei Schiedsrichter:innen gibt es diese Möglichkeit nicht. Gerade für frisch gebackene Unparteiische, die eventuell sogar bereits im Gespann pfeifen, wäre eine zusätzliche "Grüne Karte" für den Schiedsrichter-Coach bzw. einen Mentor wie den erfahrenen Schiedsrichterwart des Vereins eine Idee, wie Moderator Gleb Sakovski bei der Online-Vortragsreihe "Volle 60 Minuten" der Deutschen Handball-Trainer Vereinigung (DHTV) mit dem Elitekader-Gespann Hurst/Krag erörterte. So könnte der Coach bzw. Mentor bereits im Spiel korrigierend eingreifen und hätte nicht nur eine Chance in der Halbzeitpause.
Es war eine Maßnahme, die der HV Niedersachsen-Bremen während seinem "Jahr des Schiedsrichters" in der vergangenen Spielzeit umsetzte und auch weiterführen will: Die Schiedsrichter:innen werden auf der Verbandswebseite vorgestellt.
„Von jeder dritten oder vierten Männermannschaft findet man Fotos bei den Vereinen", erklärte Torben Streich, Referent für Mitgliederentwicklung im HVNB, am "Tag des Schiedsrichters" auf handball-world. "Diese Sichtbarkeit wollten wir auch den Schiedsrichtern geben."
Katharina Heinz, Sprecherin des Bundesligakaders, berichtete im September begeistert von einem Pilotprojekt. "In diesem Rahmen haben freiwillige Ordner gelbe Karten an die Zuschauer verteilt, wenn sie sich unangemessen dem Schiedsrichter gegenüber verhalten haben", so die DHB-Schiedsrichterin, "und es hat sich niemand mehr getraut, etwas zu machen, weil plötzlich er im Fokus stand."
Ob das jetzt eine gute oder schlechte Methode wolle sie dahinstellen, "aber es gibt immer wieder kreative Ansätze und das finde ich richtig", so Heinz. Das Pilotprojekt wurde im HV Rheinland durchgeführt (hier gibt es weitere Informationen).
jun