08.08.2024, 15:03
Deutschland vor dem Olympia-Halbfinale
Deutschland hat bei den Olympischen Spielen das Halbfinale erreicht, am Freitag (8. August, 16.30 Uhr) geht es gegen Spanien. Nach dem verrückten Viertelfinale sprach Rune Dahmke im Interview über die letzten sechs Sekunden, Nikola Karabatic und das große Ziel.
Rune, ihr steht im Halbfinale der Olympischen Spiele. Wie hört sich das für dich an?
Rune Dahmke: Das ist einfach cool. Ich bin sehr glücklich. Es sind gerade einige gute Tage für uns. Ich glaube, es hat niemand erwartet, dass wir Erster in dieser Gruppe werden, aber dann bekommst du Frankreich in Frankreich vor 26.000 Leuten. Ich sage mal: Danke für nichts (lacht). Aber jetzt stehen wir im Halbfinale. Darauf sind wir wirklich stolz.
Hast du eine Erklärung, wie ihr dieses verrückte Viertelfinale gewonnen habt?
Überhaupt gar keine. Ich weiß gerade gar nicht, wie wir überhaupt gewonnen haben und was passiert ist in den letzten Minuten. Was wir jedoch richtig gut gemacht haben: Wir haben besprochen, dass sie loslegen werden wie die Feuerwehr und dass wir das aushalten müssen.
Wir waren die ganze erste Halbzeit zurück, aber wir waren cool genug, um das Spiel nicht komplett ais der Hand zu geben. Dafür haben wir uns am Ende belohnt, dass wir trotzdem so ruhig geblieben sind vor 26.000 Fans und einer Stimmung, die ich so noch nie erlebt habe.
Wie würdest du die letzten sechs Sekunden beschreiben?
Ich weiß gar nicht mehr, wann was passiert ist (lacht). Sechs Sekunden vor Schluss, Frankreich hat den Ball und zum Glück sucht sich Mem den Köster-Jungen, um über den drüberzuwerfen. Wir haben tatsächlich besprochen, dass wir ein, zwei Jungs vorne lassen, falls etwas passiert und dann passiert tatsächlich etwas und wer anders als Renars Uscins schießt uns in die Verlängerung? Was er hier spielt, ist unglaublich.
Du hast die Stimmung eben schon angesprochen. Wie hast du das erlebt?
Ich suche schon nach Vergleichsmomenten - sowohl dafür, wie das Spiel lief als auch für die Atmosphäre -, aber damit tu ich mich wirklich schwer. Es war atemberaubend, als die Marseillaise gesungen wurde, aber auch während des Spiels. Fantastisch, ein ganz besonderer Moment, nicht nur durch das Ergebnis, sondern auch durch das Spiel und die Atmosphäre an sich.
Die Marseillaise war extrem, ich habe das einfach genossen, denn du hast dir währenddessen gedacht, dass man so etwas nicht oft erlebt. Es hat Spaß gemacht, da unten zu stehen und zuzuhören, wie sie ihr Lied singen.
Nach dem Spiel wurde Nikola Karabatic verabschiedet, es war sein letztes Spiel. Magst du etwas zu ihm sagen?
So doll man sich freut, man hat schon ein bisschen Wehmut, ein kleines weinendes Auge, wenn man aktiv seine Karriere so ein bisschen beendet hat; auch, wenn sich das blöd anhört. Was der Mann dem Handball gegeben hat, ist außergewöhnlich.
Früher in Kiel war ich ein großer Fan, ich hatte sein Poster im Zimmer. Es ist für mich immer cool gewesen, gegen ihn auf der Platte zu stehen und dass es jetzt vorbei ist, ist ein bisschen unwirklich. Egal, ob er heute gewonnen oder verloren hat: Er ist der Größte aller Zeiten und das wird er auch eine ganze Zeit bleiben
Jetzt geht es für euch ins Halbfinale. Ist es Vor- oder Nachteil, dass ihr gegen Spanien in der Vorrunde gewonnen habt?
Ich glaube, das macht keinen Unterschied. Das kann man so oder so auslegen, entweder für die oder für uns. Sie sind eine extrem clevere Mannschaft, die werden sich auf jeden Fall etwas ausdenken und das erste Spiel analysieren. Darauf müssen wir vorbereitet sein. So ein Halbfinale hat auch immer eigene Regeln, das wird nicht normal entschieden.
Wir sind alle Profis und wir wissen, dass es jetzt von vorne losgeht. Ich mache mir keine Gedanken, dass wir jetzt in so einen Höhenflug geraten, das haben wir bisher gut gemacht. Wir müssen jetzt auf die Beine kommen, um im Halbfinale frisch zu agieren. Das ist das Wichtigste. Und ab dem Halbfinale weißt du sowieso nie. Wir werfen alles rein und hoffen auf das Beste.
Das Beste wäre Gold. Würde man sich jetzt noch mit weniger zufrieden geben?
Jetzt willst du alles. Du gehst nicht in ein Halbfinale und sagst: Ein Medaillenspiel haben wir auf jeden Fall. Jetzt wollen wir alles.
jun