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    Handball: Schiedsrichter & Regeln

    11.11.2024, 18:00

    Ramesh und Suresh Thiyagarajah

    10 Tipps, um dir als Schiedsrichter den Respekt der Spieler zu erarbeiten

    Sie pfeifen nicht nur in der Bundesliga, sondern auch für den Weltverband IHF und die europäische EHF: Ramesh und Suresh Thiyagarajah gehören zu den Top-Schiedsrichtern des Deutschen Handballbundes. Am "Tag des Schiedsrichters" geben sie 10 Tipps, wie man sich den Respekt auf dem Spielfeld erarbeiten kann.

    Handball: DHB-Supercup, SC Magdeburg - Füchse Berlin, Finale, Schiedsrichter Ramesh Thiyagarajah und Suresh Thiyagarajah Düsseldorf PSD Bank Dome Nordrhein-Westfalen Deutschland *** Handball DHB Supercup, SC Magdeburg Füchse Berlin, Final, Referees Ramesh Thiyagarajah and Suresh Thiyagarajah Düsseldorf PSD Bank Dome Nordrhein Westfalen Germany
    Ramesh und Suresh Thiyagarajah geben 10 Tipps. IMAGO/wolf-sportfoto

    1. Respekt ist keine Einbahnstraße.

    "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus": Das mag eine Binsenweisheit sein, ist aber auf dem Spielfeld ganz entscheidend. Wenn du auf dem Spielfeld respektiert werden willst, achte darauf, wie du mit den Spielern umgehst. Keine abwertenden Sprüche oder unangemessene Witze, kein herablassendes Verhalten. Zeige den Spielern und Trainern, dass du sie und ihre Arbeit respektierst, denn ebenso wie du stecken auch die Mannschaften viel Zeit und Arbeit in den Handball.

    2. Augenkontakt für eine Kommunikation auf Augenhöhe.

    Begegne den Spielern respektvoll und kommuniziere auf Augenhöhe. Ganz konkret: Wenn du mit einem Spieler sprichst, schaue nicht auf den Boden oder vorbei in die Luft, sondern nimm direkten Augenkontakt auf. Schon ein kurzer Blick zeigt deinem Gegenüber, dass du ihn ernst nimmst und sein Anliegen respektierst.

    3. Sei bereit zu erklären, ohne dich zu rechtfertigen.

    Wenn ein Spieler oder Trainer deine Entscheidung hinterfragt, gib eine klare und prägnante Erklärung. Formuliere möglichst präzise und in kurzen Sätzen - unter Adrenalin und Stress fällt es schwer, komplexe Aussagen aufzunehmen. Und ganz wichtig: Eine kurze Erklärung genügt. Vermeide es, dich zu rechtfertigen.

    4. Setze klare Wegweiser für die Spieler.

    Spieler möchten auf Augenhöhe behandelt werden und erwarten klare Orientierung. Wenn du erst dann eingreifst, wenn eine Situation bereits eskaliert ist, kommt das oft zu spät. Versuche stattdessen, mögliche Konfliktpunkte frühzeitig zu erkennen und präventiv einzugreifen.

    Setze deutliche Wegweiser, damit die Spieler wissen, wie sie sich verhalten sollen. Hinweise wie "Ich habe gesehen, dass du das Trikot länger festgehalten hast - lass es bitte früher los" oder "Das war grenzwertig, das will ich nicht noch einmal sehen" zeigen den Spielern, dass du aufmerksam bist und klare Erwartungen hast.

    5. Lobe positive Aktionen.

    Zu Beginn unserer Laufbahn haben wir kaum kommuniziert - ein Fehler, den wir im Laufe der Zeit korrigiert haben. Als Schiedsrichter kannst du nicht nur präventiv eingreifen (siehe oben), sondern auch positive Aktionen hervorheben.

    Wenn du einem Kreisläufer zweimal eine falsche Sperre abgepfiffen hast und er es beim nächsten Mal korrekt macht, bestätige sein Verhalten mit einem kurzen Kommentar oder einem Daumen hoch. Hat ein Spieler beim Gegenstoß die Hände zurückgehalten und den Gegenspieler fair passieren lassen, kannst du dich kurz bedanken. Auf dem Spielfeld zählt ein respektvolles Miteinander.

    6. Gehe auf die Spieler ein.

    Spieler reagieren unterschiedlich auf Ansprache, daher kannst du Tonlage und Wortwahl gezielt anpassen, um sie bestmöglich abzuholen - sprich ihre "individuelle Sprache". Bei einigen Spielern ist eine klare und etwas lautere Ansprache effektiv, während andere sensibler reagieren und eine ruhigere, weichere Tonlage benötigen. Es erleichtert dir den Umgang auf dem Feld, wenn du einschätzen kannst, welche Art der Ansprache die Spieler brauchen.

    7. Sei bereit, Fehler einzugestehen.

    Ein falscher Pfiff kann jedem passieren, und das wissen die Spieler meist auch. Wenn du versehentlich den Vorteil unterbrochen hast oder eine Situation falsch eingeschätzt hast, zeige Größe: Heb die Hand und entschuldige dich oder gib offen zu, dass du dich geirrt hast. Ein solcher offener Umgang mit eigenen Fehlern kann dir mehr Respekt verschaffen, als wenn du versuchst, sie zu überspielen oder nicht anzuerkennen.

    8. Identifiziere die Führungsspieler einer Mannschaft.

    In jeder Mannschaft gibt es ein oder zwei Spieler, die eine zentrale Rolle einnehmen und Einfluss auf ihre Mitspieler haben. Wenn du im Spiel den Kontakt zu diesen Führungsspielern verlierst, riskierst du, den Zugang zur gesamten Mannschaft zu verlieren. Das bedeutet nicht, dass du diese Leader bevorzugen sollst, aber es erleichtert dir die Kommunikation, wenn du weißt, auf wen die Mannschaft hört.

    9. Sei sensibel für die Stimmung auf dem Feld.

    Als Schiedsrichter ist es deine Aufgabe, die Regeln durchzusetzen - dennoch hast du einen gewissen Spielraum. Es gibt Situationen, in denen ein Pfiff zwar regeltechnisch korrekt wäre, aber niemand in der Halle ihn erwartet oder möchte. Die Spieler und Zuschauer werden dein Fingerspitzengefühl in solchen Momenten schätzen, weil es zeigt, dass du das Spielgeschehen verstehst und dich nicht unnötig in den Vordergrund stellst.

    10. Dein Körper muss hinter deiner Entscheidung stehen.

    Eine Entscheidung kann noch so richtig sein - wenn du sie nicht überzeugend präsentierst, wird niemand sie respektieren. Sei ruhig und bedacht in deiner Entscheidung. Atme nach dem Pfiff einmal durch, bevor du die Zeitstrafe anzeigst. Vermeide hektische Armbewegungen und zeige klar und eindeutig, welche Entscheidung du getroffen hast und in welche Richtung es weitergeht. Tritt nicht nervös auf der Stelle hin und her, sondern stehe fest mit beiden Füßen auf dem Boden. Deine Präsenz wird Entschlossenheit ausstrahlen, und die Spieler sowie Trainer werden deine Entscheidung eher respektieren.

    jun